Kollektive Intelligenz
ist ein interdisziplinäres Künstler*innenkollektiv, das sich kritisch mit der Anwendung und den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Mit Expertise in Film, Sound Art und Produktdesign entwickelt das Kollektiv raumgreifende Installationen und konzeptuelle Formate an der Schnittstelle von Kunst, Forschung und technologischer Innovation.
Kernthemen Ihrer Auseinandersetzung sind KI, Erinnerungskultur, die Erkundung ökologischer Potenziale und nachhaltiger Materialien, sowie die Science-Fiktion gesellschaftlicher Utopien.
Ihre Arbeiten und Performances wurden an unterschiedlichsten Orten und weltweit gezeigt: ZKM Karlsruhe, EKKM Tallinn, Goethe Institut Shanghai, Mousonturm Frankfurt, ISSUE Project Room NY, Badisches Landesmuseum und das Regierungspräsidium Karlsruhe.
Sie wurden zuletzt unterstützt von der UNESCO City of Media Arts, der LBBW, und dem Wissenschaftsbüro sowie ausgezeichnet mit dem Großen Preis für Neue Fotografie von Canon in Tokyo.
Manchmal scheint es, als hätte Francis einen persönlichen Teleporter – ist überall und nirgends, ein wandelndes Labor für alles, was jenseits des Gewöhnlichen liegt. Francis Karat versteht sich als hybride Kollektive Intelligenz, eine Art fluides Kugelwesen, das je nach Projekt neue Formen annimmt.
2o25
1. Platz - Kunstpreis der Technologieregion KA
Willkommen im Zeitalter der flexiblen Wahrheiten, in dem die Realität in unendlichen Variationen algorithmischer Ablenkung vorbeirauscht. Erinnerungen sind Puzzles, in denen Teile bewusst oder unbewusst fehlen. Die unscharfen Ränder, die verzerrten Konturen, die kleinen Unwahrheiten, wärmen wie alte Decken. Ein Flickwerk aus Zufall und erfundener Bedeutung. Was passiert, wenn diese Erinnerung von einer KI manipuliert wird, die sich am Ende echter anfühlt als die Eigene? Von welcher Erinnerung reden wir, wenn schon der Blick durch die Linse einer automatischen Optimierung unterliegt?
Diese Erinnerung ist digitalisiert. Wir haben sie in Schubladen sortiert und in die Wolken gelegt. Es sind binäre Codes in einem Server-Meer aus Monolithen, in dem uns nichts mehr gehört, für das wir Miete zahlen, kalt wie Stahl und geschmeidig wie Silikon. Was passiert mit der Erinnerung, die einst durch Zufall entstand? Wird sie zum Spielball derer, die die Macht über diese Daten haben? Was, wenn die Miete nicht pünktlich gezahlt wurde? Wird die Erinnerung wie Sperrmüll auf die Straße gesetzt?
Das, was die Welt für irrelevant erklärt hat, ist der Ausgangspunkt unserer Arbeit: Dias eines fränkischen Tierarztes, die Urlaubsbilder eines italienischen Gastarbeiters, die Familienfeste von Menschen, deren Namen niemand mehr weiß. Diese Überreste – zufällig gerettet, fast zerstört – werden zum Rohstoff unserer Erzählung. „Sperrige Erinnerung“ ist ein Versuch, die Fragilität von Erinnerungen zu exponieren und ihre plastische Wandlungsfähigkeit zu feiern. Erinnerungen sind keine Tempel. Sie sind Werkstätten. Trotz alledem.
Link zum Fernsehbeitrag
Skulptur bestehend aus:
5286 generierte Fotoabzüge (10x15cm, Farbe)
17 Lieder
90sek Videoloop
1 Röhrenfernseher
1 Leiter (grün)
Fotos: Francis Karat
2o25
Deutsches Fleischermuseum
Premiere: 17. April 2025, Bärenkino Böblingen
39min, Farbe, Cinemascope, 5.1 Surround
Alte Schinken bewegt sich zwischen Erinnern und Entwerfen, zwischen Handwerk und spekulativen Fleischzukunften. Der Schinken erscheint hier als konserviertes Relikt und zugleich als Projektionsfläche für neue Formen des Lebens und Essens.
Die Installation verbindet überlieferte Stimmen, erfundene Geschichten und digitale Bildwelten zu einem Geflecht, das Tradition nicht einfach bewahrt, sondern fermentiert, remixed und transformiert. Echt und künstlich verschwimmen dabei, so selbstverständlich wie Mikroben im Teig oder Codes im Datensatz.
Es entsteht ein vielschichtiges Narrativ über Nahrung als kollektives Gedächtnis, als Zwischenraum von Körper und Technik, von Erinnerung und Imagination. Kein nostalgischer Rückblick, sondern ein lebendiges Weiterdenken dessen, was Essen sein kann: Mythos, Ritual, Zukunftsentwurf.
Alte Schinken lädt ein, den feinen Riss zwischen Echtheit und Simulation zu schmecken — und darin die Möglichkeiten einer gemeinsamen Zukunft auszuloten.
Sprecher: Fabian Jung
Fotos: Francis Karat, Filmausschnitte
2o25
Wimmelbild aus: 4 Kanal KI-Video, 4K, Farbe, 2.1 Dolby, 12min, Loop
4 Kammerbühnen mit ca. 512 Objekten,
4 Bänke
Im Zwischenraum von Gegenwart und Vergessenheit entstehen Orte, an denen der Puls des Vergangenen das Jetzt durchdringt. Mnemogenese ist das fortwährende Zusammenspiel von
Erinnerung und Neuschöpfung – ein Tanz zwischen Verblassen und Bewahren.
Auf dem Dachboden, zwischen den Relikten vergangener Inszenierungen, verwandelt sich das zurückgelassene Dia Archiv des ehemaligen Fotostudios mit Hilfe von Künstlicher
Intelligenz in surreale, bewegte Collagen, die entbergen und verbergen zugleich.
Die projizierten Halluzinationen reproduzieren ein Bild von Mode und Mensch und brechen an den alten Bühnenelementen. Träume, Fragmente, Pop und Banalität.
Fotos: Francis Karat
2o24
eine performative Lesung
Premiere am 25.10.2o24
im Lab der Ursula Blickle Stiftung
Wir folgen dem Schriftsteller Francis Karat bei seinen Erkundungen in eine neue kreative Ära.
Strudelnd im rabbithole der Sprach-KI ertrinken Identitäten im Meer der Daten, und das Feuer wird zum zweiten Mal erfunden.
Eine performative Lesung als Odyssee in die unendlichen Räume der künstlichen Intelligenz.
Hallo, Maschine, wie ist es du zu sein?
Charaktere:
Francis Karat, der Schriftsteller (Fabian Jung)
URSL, die KI (Luise Peschko)
Maschinenkonstrukteure (Bauer, Bierlein, Breitkopf)
Kameramensch (Jakob Suranovský)
Techniker (Philipp Lawal)
Fotograf (Sebastian Heck)
Fotos: Sebastian Heck
2o24
Eine forschende Symbiose fortschrittlicher Rechentechnologien mit demokratischen Prinzipien. Abstrakte visuelle Darstellungen führen den Betrachter durch komplexe Datenströme, algorithmische Muster und vernetzte Systeme, die durch Licht, Schatten und dynamische Formen abstrahiert werden. Hierbei symbolisieren die Darstellungen komplexe neuronale Berechnungen und dendritische Oszillationen. Eine metaphorische Erzählung und poetische Textfragmente werfen philosophische Fragen auf, ohne konkrete Antworten zu geben. Farbkontraste und fließende Bewegungen schaffen eine introspektive Atmosphäre, unterstützt von einem atmosphärisch technoiden Soundtrack. Diese Darstellungen verdeutlichen das Zusammenspiel lokaler und globaler Vernetzung. Inspiriert von Erkenntnissen über interdendritische Kopplung in neuronalen Zellen, bietet die Installation einen ästhetischen Zugang zur Reflexion über die demokratischen Prinzipien und deren Resonanz im digitalen Zeitalter.
2 Kanal synchrones Video
4k Farbe
4.1 Stereo
2o24
10 Videos mit Ton auf iPads
Postkartenlitfassäulenständer, dreiachsig drehbar, 180x90cm
Neonschriftzug 250x120cm dimmbar, zweigeteilt
Briefmarkenautomat, befüllt, 1 Marke = 1 Euro, 50x27x27cm
Briefmarken 10x100ct, Motiv: „Architektonische Vorschläge für den Schwarzwald“, Edition 20 Stück
Briefkarten Postkasten, 60x40x27cm
“Archives and Echos” ist eine Reihe künstlerischer Anwendungen von KI. Mit dem “xCurator” des badischen Landesmuseums entsteht der “Part_I”. Kern der Auseinandersetzungen ist eine Sammlung Postkarten mit Schwarzwaldmotiven aus der Jahrhundertwende. Diese Postkarten werden nun mit Bild-zu-Video-KI-Tools in Bewegung gesetzt. Ein Soundtrack zwischen Atmo und Noise, zwischen Schellack und Tonband erweckt die historischen Karten zum Leben.
Die generierte, videografische Interpretation zum einen präsentiert auf Displays in einem Postkartenlitfassäulenständer, zum anderen als Instagram Post im Sinne “digitaler Postkarten” in den sozialen Medien.
Videostills werden wiederrum auf Postkarten gedruckt, darauf ein QR-Code zum Video. An der Wand hängen ein Briefmarkenautomat und ein Postkasten. Die Karten liegen aus, dazu Stifte. Besucher der Installation sind geladen, Adressen raus zu suchen und Karten zu verschicken.
Die Briefmarken zeigen generierte Architektonische Vorschläge für die Schwarzwaldregion. Die limitierte Auflage wurde von DHL gefördert und produziert.
Fotos und Stills: Francis Karat
2o24
Experimentalfilm, Loop, öffentlicher Raum 4x6m LED Screen, 12 MQ ENZI Hofmöbel Orange Stereo, HD, Color 10min
KI-Modelle halluzinieren Abstraktionen zukünftiger Verwaltung. Eine futuristische Reimagination des Markerschen “Fotoromans”. Rizome wachsen und schließen sich kurz, ein Maschinenbeobachter notiert in sein Tagebuch und denkt an Deleuze, aus einem Lautsprecher werden Grundsätze der Digitalisierung 4.0 gepredigt. Durch ein Rearrangement der bekannten gelben Straßenblockaden bricht die Geschichte aus der Leinwand heraus und interagiert mit dem Kronenplatz.
Stills: Francis Karat